Ein paar zur Hilfe geeilte Anwohner erkundigten sich direkt nach meinem Wohlbefinden und halfen mir aufzustehen. Zumindest versuchten sie es. Wie sich schnell herausstellte, konnte ich meinen Nacken nämlich nicht mehr bewegen. Vermutlich nur ein Schleudertrauma. Ärgerlich. Aber auch schmerzhaft. Aua. Vielleicht doch ein Krankenwagen? Sicher ist sicher.
Die schnell am Ort des Geschehens eintreffenden Rettungssanitäter unterzogen mich sofort einigen Untersuchungen und tasteten unter anderem auch die obere Wirbelsäule ab. Auf den ersten Blick/Griff keine erkennbaren Auffälligkeiten. Trotzdem sicherheitshalber erst einmal ins nächstgelegene Krankenhaus.
Was sich - leider bzw. zum Glück - als goldrichtige Entscheidung herausstellte. Die heftige Kollision hatte nämlich doch mehr Schaden verursacht, als ursprünglich angenommen: Die Bilanz: eine Fraktur der Densbasis an der oberen Wirbelsäule mit Beteiligung des Vertebraliskanals, sowie eine Dissektion der linken Aorta Vertebralis. Die Folge: eine Woche Krankenhaus - davon zwei Tage auf der Stroke Unit, sechs Wochen Zervikalorthese, sechs Monate Blutverdünner. Immerhin keine Operation.
Und damit hatte ich unfassbares Glück im Unglück. Dieser Unfall hätte nämlich wesentlich schlimmer ausgehen können: Schlaganfall, Querschnittslähmung, Exitus.
Was mir im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet hat: mein Fahrradhelm. Ohne Helm hätte ich diese Zeilen nicht mehr schreiben können. Und das ist nicht nur meine persönliche Einschätzung, sondern auch die Aussage mehrerer Ärzte.
Was mich zum Herzensanliegen meines Beitrags bringt:
Fahrradhelme retten Leben.
Zahlreiche Studien belegen mittlerweile eindeutig die Schutzwirkung eines Fahrradhelms. Durch das Tragen von Fahrradhelmen werden zwischen 20 Prozent der Kopfverletzungen bei Leichtverletzten und über 80 Prozent der Kopfverletzungen bei besonders schwer Verletzten vermieden (cf. e.g. Wissenschaftliche Studien belegen Schutzwirkung des Fahrradhelms und Kopflose Radfahrende: Was eine Unfallärztin über Fahrradhelme denkt). Dennoch lag die Helmquote – i.e. der Anteil von Radfahrenden, die in Deutschland regelmäßig einen Helm tragen - 2021 nur bei knapp 32 Prozent:
Hauptgrund für das Nichttragen eines Helmes: mangelnder Tragekomfort. Und knapp 20 Prozent der Befragten befürchten, dass durch das Tragen eines Helms ihre Frisur ruiniert wird. Eine interessante (i.e. erschreckende) Priorisierung: die Frisur ist offensichtlich wichtiger als das Hirn. Ein deutlicher Altersunterschied beim Ranking der Gründe ist dabei im Übrigen nicht auszumachen.
Spätestens seit meinem kürzlichen Nahtoderlebnis kann ich an alle Radler daher nur dringend appellieren: Tragt einen Helm! Ihr schützt damit nicht nur Eure Gesundheit, sondern im besten/schlimmsten Falle Euer Leben. Mangelnder Komfort oder ästhetische Erwägungen sind – offen und direkt formuliert – schwachsinnige und egoistische Scheinargumente. Wenn Ihr es nicht für Euch tut, tut es für Eure Familien und Freunde. Sie werden es Euch ewig danken.



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