Samstag, 11. März 2017

Vom Bankdrücker zum Laufvogel: Eine persönliche Sporthistorie

Wie kam ich eigentlich zum Laufen? Eine Frage, die mir durchaus das ein oder andere mal gestellt wurde, und deren Beantwortung eines Blickes in meine persönliche Sporthistorie bedarf - und dem ein oder anderen vielleicht auch als interessanter Einblick und Motivationshilfe dienen kann. Denn wie sagte bereits der chinesische Philosoph Laozi (604 - 531 v. Chr.): "Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt."

Die 1980er: Purzelbäume und Armzüge

Obwohl mindestens die Hälfte meiner damaligen Mitschüler typischerweise bereits das Runde ins Eckige beförderte, ging König Fußball Zeit meines Lebens komplett an mir vorbei. Zumindest aktiv. Stattdessen steckte mich meine Mutter in der Grundschule zunächst in einen örtlichen Turnverein. Die Beziehung währte allerdings nicht lange. Purzelbäume und Radschlagen waren offenbar nicht so ganz mein Ding...


Bis zur dritten Klasse beschränkten sich meine sportlichen Aktivitäten dann zunächst auf ausgiebige und häufige Schulhofraufereien, bis meiner Mutter nahegelegt wurde, meine überschüssigen Energien in einem Sportverein zu kanalisieren und bändigen zu lassen. Und was bot sich da besser an, als Ringen? Die dort erlernten Techniken konnte ich nämlich wieder wunderbar auf dem Schulhof anwenden... In dieser Hinsicht ging die pädagogische Taktik somit zunächst nach hinten los, aber in der Tat eignete sich der kleine Sven im Verein zunehmend soziale Fähigkeiten an und lernte seine (nicht nur physischen) Grenzen kennen. Dem Ringen - und dem AC 06 Bischofsheim - blieb ich dann auch recht erfolgreich - inklusive mehrerer Bezirksmeisterschaften und einem 5. Platz bei der Hessenmeisterschaft - bis im Alter von 17 Jahren treu, bevor ich 1991 meine Ringerstiefel endgültig an den Nagel hängte. Neben den üblichen Stimmungs- und Einstellungsveränderungen der Pubertät war letztlich wohl auch der schwierige Sprung in die Herrenklassen ausschlaggebend für diese Entscheidung.


Die 1990er: Hanteln und Korbleger
 
Nach einer kürzeren Phase der sportlichen Inaktivität zog es mich dann in die "Muckibude". Zwei meiner Jugendfreunde waren hier schon einige Zeit aktiv, und letztlich ließ ich mich schließlich auch überreden, mal mitzukommen. Eine Entscheidung, die in eine langjährige Liebesbeziehung münden sollte - insgesamt blieb ich dem Bodybuilding (aka Body Styling, Krafttraining, Fitness - oder wie auch immer man das Konzept heute neudeutsch umschreiben möchte) mit unterschiedlicher Intensität knapp zwei Jahrzehnte treu. Eine Entscheidung, die auch wesentliche Auswirkungen auf meine Physis haben sollte. Innerhalb einiger Jahre steigerte ich mein Gewicht insgesamt von knapp 81 Kilo auf ca. 96 Kilo. Was in der Zeit allerdings auch zunahm war der Körperfettanteil - der zwischenzeitlich ungefähr 18 Prozent betrug. Bilder aus dieser dunklen Ära spare ich mir an dieser Stelle mal :-)

Zu dieser Zeit begann auch meine Affäre mit dem Basketball, die ich in zwei Vereinen (TG Hochheim und TSV Ginsheim) im Ligabetrieb mehr oder minder erfolgreich auslebte.

Die 2000er: Sacks und Sprints

Im biblischem Sportalter von 31 Jahren entdeckte ich dann 2005 nochmal den American Football für mich. Auch hier waren sportliche Pioniere aus dem Freundeskreis  ausschlaggebend. Mit einem damaligen Kampfgewicht von ca. 91 Kilo landete ich schließlich auf einer der Linebacker-Positionen, die ich auch mit viel destruktiv-defensivem Eifer ausfüllte. Auf zwei unvergessliche Saisons bei den reaktivierten Rüsselsheim Razorbacks folgte dann eine verletzungsbedingt frühzeitig beendete Spielzeit bei den Nauheim Wild Boys. Insgesamt ein sehr schönes, aber auch recht kurzes sportliches Techtelmechtel.

Ungefähr in dieser Phase müssen auch meine ersten zarten Laufbemühungen erfolgt sein - genaue Aufzeichnungen dazu gibt es leider nicht mehr. Ziel war es damals zum einen, die Ausdauer zu steigern, andererseits aber auch, meine Gewichtszusammensetzung etwas zu optimieren. Insofern war das Laufen zu Beginn für mich ausschließlich Mittel zum Zweck. Spaß hatte mir diese Form der sportlichen Betätigung damals noch nicht wirklich gemacht. Umso wichtiger war mir aus motivatorischen Gründen die statistische Erfassung etwaiger Fortschritte: jede Sekunde weniger, jeder Meter mehr, jede Kalorie mehr (oder weniger) waren entscheidend und notwendig, um mir die Plackerei halbwegs schönzureden. Eine Obsession, die ich seitdem nicht mehr abgelegt habe...

Die 2010er: Run, Forest, Run

Wie es manchmal so kommt, drängte sich die läuferische "Nebenbetätigung" Schritt für Schritt immer mehr in den Mittelpunkt. In den kommenden Jahren koexistierten Bodybuilding/Krafttraining und Laufen noch halbwegs harmonisch nebeneinander, 2010 nahm ich dann zum ersten Mal an einem "offiziellen" Event teil, i.e. dem Mainzer Drei-Brücken-Lauf.

Ein recht einschneidendes Ereignis war dann ein Kreuzbandriss, den ich mir 2011 zuzog, und der mich für einige Monate zu sportlicher Inaktivität zwang. Sowohl beim Laufen als auch beim Bodybuilding musste ich somit quasi wieder bei "Null" anfangen - was mir auch mehr oder minder erfolgreich gelang. Ab 2013 wurde ich läuferisch allmählich aktiver, und absolvierte 2015 meinen ersten Halbmarathon.

Im gleichen Jahr erfolgte dann meine erste mediale Konfrontation mit dem Triathlon, als ich den damaligen Ironman in Frankfurt gebannt und fasziniert auf der Mattscheibe verfolgen durfte. Insbesondere Jan Frodenos sagenhafte Performance - aber auch das ganze Drumherum - zündeten in mir den Funken, diesen Wahnsinn auch mal selbst ausprobieren zu wollen. Bis auf meine halbwegs akzeptablen läuferischen Leistungen hatte ich diesbezüglich allerdings noch nichts weiteres vorzuweisen. Fahrradfahren: irgendwann mal in der Jugend beim Sommerausflug, Schwimmen zuletzt in der Schule. Ein erster zarter Ansatz war somit die Teilnahme an einem Schwimmkurs des SSV Bingen im hiesigen Taubertsbergbad, um meine rudimentären Kraulkenntnisse wieder auf Vordermann zu bringen.

Ein weiterer Einschnitt war dann im vergangenen Jahr eine - letztlich glücklicherweise folgenlose - Verdachtsdiagnose auf Herzmuskelentzündung, welche meine sportlichen Ambitionen erneut knapp sechs Monate auf Eis legte. Seit November vergangenen Jahres bin ich nun wieder ohne Einschränkung einsatzfähig - und dank bisher krankheitsfreier Vorbereitung auf den Gutenberg Halbmarathon im Mai - langsam auch auf dem Weg in neue sportliche Sphären. Mein kompletter Fokus liegt jetzt erstmal auf einer neuen Bestzeit auf der Halbdistanz, danach will ich das kühle Nass wieder aktiv in meinen Sportalltag integrieren. Das Symbolbild für mein nächstes sportliches Jahrzehnt sind somit dann hoffentlich Schwimmflossen... :-)

Soviel also zu meinem ganz persönlichen bisherigen sportlichen Werdegang. Was kann/darf man  (hoffentlich) aus dieser Historie lernen?

1. Jeder fängt klein bzw. bei Null an. Man sollte sich nie von anderen Mitmenschen allzu sehr verrückt machen bzw. direkt oder indirekt demotivieren lassen. Andere sind u.U schneller oder absolvieren längere Distanzen, in gewissem Sinne läuft aber jeder nur für sich selbst, und sollte sich daher zuallererst auch nur an sich selbst orientieren.

2. Man sollte stets am Ball bleiben. Auch außerhalb der Ballsportarten :-) Nur wer stetig bei der Sache bleibt wird sich auch konstant verbessern. Alle paar Wochen ein Lauf bringt einen - natürlich immer je nach Zielsetzung - nicht wirklich weiter. Nur wer regelmäßig aktiv ist, kommt auch voran.

3. Rückschläge gibt es immer wieder. Von wirklich gravierenden Ereignissen mal abgesehen darf man sich durch derartige Bremsmanöver des Schicksals nie aus der Bahn werfen lassen. Ob das nun eine harmlose Erkältung, ein Kreuzbandriss, oder eine berufsbedingte Pause ist: wieder aufstehen, Mund abwischen, Krone richten und erneut angreifen. Die Alternative heißt aufgeben - und ist somit keine. Alles ist besser als nichts.

4. Nur wer seine Ziele im Auge behält, erreicht sie auch. Dabei ist es völlig egal, welche Ziele das sind. Zum einen sind diese völlig individuell, zum anderen können sich diese Ziele im Laufe eines Sportlerlebens auch immer wieder ändern. Das Wichtigste und Entscheidende bei allem ist es, überhaupt etwas zu tun. Dabei sollte man etwaige Ziele jedoch auch immer realistisch einschätzen und definieren. Sei es, z.B. ein halbes Kilo bis nächsten Monat abzunehmen, in drei Wochen einen Kilometer länger zu laufen, bis Mai vier Sekunden pro Kilometer schneller zu werden, oder ganz banal "nur" zweimal pro Woche gemütlich laufen zu gehen. Welches Ziel man auch immer im Auge hat, ist letztlich nicht entscheidend. Entscheidend ist nur, dieses immer im Blick zu behalten. Nur wenn man weiß, warum man etwas macht, macht man es auch aus Überzeugung und letztlich mit Erfolg.

2 Kommentare:

  1. Du weißt wo du dich hinwenden musst, wenn du jemanden fürs Radtraining brauchst! ;-)

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    1. Ich komm definitiv auf Dich zu! :-) Freu ich mich schon drauf...

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