Sonntag, 20. November 2016

Gesundheit: Herzeleid


Wie bereits angedroht bzw. angekündigt möchte ich mich des Themas Herzmuskelentzündung (Myokarditis) an dieser Stelle nochmal aus persönlicher Sicht und Motivation heraus ausführlicher widmen. Es ist mir sozusagen ein Herzensanliegen...

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/Heart
Im Rahmen der auf insgesamt 10 Jahre angesetzten Gutenberg-Gesundheitsstudie, an der ich seit 2011 teilnehme, war Anfang des Jahres - genau gesagt am 20.02.2016 - mal wieder ein Komplett-Check fällig. Um es kurz und schmerzlos zu machen: Alle Untersuchungen bzw. Werte waren soweit in bester Ordnung. Im abschließenden Gespräch mit der leitenden Ärztin bekam ich jedoch einen kleinen Zettel in die Hand gedrückt, der auf einen erhöhten Troponin-Wert hinwies und riet, diesen bei meiner Hausärztin nochmal überprüfen zu lassen. Troponin? Zum ersten Mal gehört. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass es sich hierbei um ein Herzeiweiß handelt, das auf eine mögliche Myokarditis hinweisen kann. Da ich mich jedoch bestens fühlte, alle Trainingswerte nach oben zeigten, und ich zudem mitten in der Vorbereitung zum 17. Gutenberg (Halb-)Marathon war, schenkte ich der Sache zunächst keine weitere große Aufmerksamkeit.


Bis zum Halbmarathon am 22.05.2016 war das Thema erledigt. Insbesondere, da ich weder sportlich, noch privat irgendwelche Beeinträchtigungen oder auffälligen Symptome wahrnehmen konnte. Das änderte sich in den Folgewochen dann allerdings fast schlagartig. Die Läufe wurden zäher und anstrengender, ich hatte zunehmend das Gefühl schlechter Luft zu bekommen. Hinzu kam ein Gefühl von erhöhtem Herzschlag bzw. "Herzrasen".

Mitte Juni ging dann kein Weg mehr an einem Termin bei meiner Hausärztin vorbei. Diese stellte einerseits einen höheren Blutdruck, und zum anderen einen erhöhten Troponin-Wert fest. Zunächst empfahl sie mir daraufhin ein Langzeit-EKG. Der Termin bei einem Kardiologen in Rüsselsheim war zum Glück schnell gefunden, sodass ich kurz darauf zwei Tage lang verkabelt war und vermessen wurde. Das Ergebnis: abgesehen von einer leichten Hyptonie (i.e. niedrigem Blutdruck) von durchschnittlich 47-53 bpm (Herzschläge pro Minute) keine Auffälligkeiten. Und selbst der augenscheinliche niedrige Wert war nicht sonderlich problematisch bzw. verwunderlich, da Sportler i.d.R. trainingsbedingt einen niedrigeren (Ruhe-)Puls haben. 

Soweit so gut. Leider wurden aber das Gefühl der Atembeschwerden bzw. -not und des zeitweiligen Herzrasens nicht besser. Ganz im Gegenteil. Am 07.07.2016 ging ich daraufhin nochmal zu meiner Hausärztin und schilderte ihr erneut die Symptome, woraufhin sie mir direkt riet, noch am gleichen Tag in der CPU (Chest Pain Unit) der Uni-Klinik Mainz vorstellig zu werden, landläufig auch als kardiologische Notaufnahme bekannt.

Gesagt, getan. Dort wurde dann zunächst direkt eine erneute Blutunterschung vorgenommen und man behielt mich zur Kontrolle über Nacht da. Glücklicherweise konnte final jedoch eine akute Myokardischämie (Ischämie = Durchblutungsstörung) glücklicherweise ausgeschlossen werden, und auch der Troponin-Wert war völlig in Ordnung. Insgesamt ein "altersentsprechender Normalbefund". Um dennoch definitiv eine mögliche Herzmuskelentzündung auszuschließen, wurde mir zu einer Kardio-MRT geraten.

Hierbei handelt es sich quasi um eine normale MRT, mit dem Unterschied, dass zur exakten Diagnose des Herzens während der knapp einstündigen Untersuchung ein Kontrastmittel gespritzt wird. Die Untersuchung wir leider nur von wenigen Radiologen angeboten - so beispielsweise nicht in der Gemeinschaftspraxis für Radiologie und Nuklearmedizin am Brand, am Fort Malakoff oder in der MED am Hauptbahnhof - sodass ich hierfür nach Wiesbaden in die dortige Gemeinschaftspraxis für Radiologie und Nuklearmedizin ausweichen musste. Als Termin wurde hierfür der 01.09.2016 festgelegt.

Am Tag zuvor musste ich mich aus krankenversicherungstechnischen Gründen in die Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden einweisen lassen. Der tiefere Sinn erschließt sich mir auch heute noch nicht ganz, Fakt ist aber, dass zu den von der Krankenkasse zu tragenden Kosten für eine Untersuchung (i.e. das Kardio-MRT) aus irgendwelchen Gründen unbedingt noch die Kosten für eine m.E. sinnlose Übernachtung im Krankenhaus hinzukommen müssen. Kosteneffizienz sieht anders aus... Immerhin gab es zusätzlich nochmal eine Sonographie/Echokardiographie und eine weitere Überprüfung der Blutwerte. Auch hier war der Troponin-Wert erneut in Ordnung. Kleine Kuriosität am Rande: aus Platzgründen musste ich in der geriatrischen Abteilung untergebracht werden. Eine wirklich interessante, aber leider auch bedrückende Erfahrung, da mein deutlich älterer Zimmergenosse im Laufe des Abends in die Intensivstation gebracht werden musste...

Das eigentliche Kardio-MRT am folgenden Tag ging dann recht schnell. An dieser Stelle ein großes Lob an das Team der Gemeinschaftspraxis für Radiologie und Nuklearmedizin in Wiesbaden: ausgesprochen nett und kompetent! Die Untersuchung selbst brachte letztlich folgende Diagnose zutage: kein Nachweis von Zeichen einer akuten Myokarditis. Ich brauche wohl nicht näher zu beschreiben, was mir in diesem Moment alles vom Herzen gefallen ist...

Nächste Etappe der Reise: ein abschließender Termin am Zentrum für Kardiologie der Uni-Klinik Mainz am 15.09.2016. Hier gab es nochmal eine transthorakale Echokardiographie und im Anschluss ein Gespräch mit einer Kardiologin. Das finale Urteil der medizinischen Jury: diskrete, residuelle postentzündliche Veränderungen, sodass eine "stattgehabte leichte Myokarditis nicht ausgeschlossen werden [kann], jedoch besteht aktuell kein Hinweis mehr auf ein akutes entzündliches Geschehen." Heißt: möglicherweise hatte ich i.d.T. am Anfang des Jahres mal eine leichte Herzmuskelentzündung (vermutlich in Folge einer heftigeren Erkältung im vorangegangenen Dezember). Davon war aber mittlerweile - wenn ich sie denn wirklich hatte - nichts mehr festzustellen. Am schönsten war - nach den langen Monaten der Unsicherheit und Nichtaktivität - jedoch das grüne Licht zur "langsamen Wiederaufnahme moderater körperlicher Aktivität". In knapp 6 Monaten - am 24.03.2017 - habe ich nochmal eine "kardiologische Vorstellung zur Verlaufskontrolle (inkl. Echokardiographie"). Auf die Werte bin ich dann mal positiv gespannt :-)

Somit war also zumindest das Herz schonmal rehabilitiert. Ungeachtet dessen hatte ich - wenngleich auch nicht mehr so ausgeprägt wie noch Wochen oder Monate zuvor - aber immer noch das Gefühl nicht optimal Luft zu bekommen. Somit entschied ich mich, in Rücksprache mit meiner Hausärztin, nochmal einen Pneumologen aufzusuchen. Nach einer durchaus frustrierenden Suche bekam ich schließlich am 27.10. einen Termin in der Lungenfacharztpraxis Dr. med. Jochen Gall in Mainz. Nach zwei Lungenfunktionstests stand am Ende fest: ich habe leichtes Asthma. Die Werte vor und nach der Einnahme eines entsprechenden Sprays waren auf jeden Fall deutlich, und zeigten eine Verbesserung der Atemleistung von knapp einem Drittel. Das Spray habe ich mittlerweile bei mir zu Hause und soll es "bei Bedarf" einnehmen. Da meine ersten Laufversuche ganz ok waren, habe ich zunächst mal auf das Spray verzichtet, werde aber gegebenenfalls mal darauf zurückgreifen. Noch war der "Bedarf" nicht da, aber da kann möglicherweise an mehreren Faktoren liegen, wie z.B. Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit etc. Fest steht, dass meine Atemleistung zur Zeit wieder deutlich besser geworden ist - was natürlich alleine durch die Wiederaufnahme der sportlichen Aktivitäten begünstigt wird. Ich werde das Ganze einfach mal weiter im Auge behalten

Das war also meine langwierige und zunächst unschöne, letztlich aber glücklicherweise folgenfreie Konfrontation mit dem Phänomen Myokarditis. Aber auch wenn ich hierbei wohl nochmal mit dem kardialen Schrecken davongekommen bin: eine Herzmuskelentzündung ist eine alles andere als harmlose und nicht zu unterschätzende Diagnose, die in schweren Fällen eine permanente Herzschwäche oder sogar ein Herzversagen zur Folge haben kann. Was man als vernünftiger und lebensbejahender Mensch auf jeden Fall sein lassen sollte: mit einer Erkältung Sport zu treiben, so leicht diese auch sein sollte. Das ist falscher und fataler Ehrgeiz, der komplett nach hinten losgehen kann. Davon abgesehen sollte man definitiv vorsichtig sein, wenn man eines oder mehrere der folgenden Symptome bei sich feststellt: Müdigkeit, körperliche Schwäche oder Atemnot - insbesondere nach einer Erkältung. Lieber einmal zu häufig beim Arzt, als einmal zu wenig. Ich habe auf jeden Fall meine Lektion gelernt, und bin einfach nur froh, wieder unbeschwert Sport treiben,und damit etwa für meine Gesundheit tun zu dürfen. Denn das sollte ungeachtet jeglicher Ambitionen immer im Mittelpunkt stehen.

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