Donnerstag, 20. September 2018

En god tid og en bedste tid i København*: Der Copenhagen Half Marathon 2018

Knapp vier Tage nach meiner Teilnahme am Copenhagen Half Marathon bin ich zwar physisch und faktisch wieder im deutschen Alltag angekommen, mental und psychisch muss ich die Eindrücke der vergangenen Tage aber immer noch ein wenig verarbeiten... Von den touristischen Impressionen einer der laut Global Liveability Ranking lebenswertesten Städte der Welt mal ganz abgesehen, war der Kurztrip in die dänische Hauptstadt alleine schon aus sportlicher Sicht mehr als ein voller Erfolg. Neben einer neuen Persönlichen Bestzeit nehme ich dabei auch die für mich noch verblüffende Erkenntnis mit nach Hause, dass damit offenbar noch lange nicht das Ende meiner läuferischen Fahnenstange erreicht ist. Aber alles der Reihe nach...


Tag 1: Velkommen til København*

Hinflug und Anreise nach Kopenhagen verliefen dankbarerweise recht unspektakulär, sodass wir nach knapp sieben Stunden gegen 20:00 Uhr in unserer Unterkunft - dem a&o - einchecken konnten. Diese entpuppte sich zwar eher als Jugendherberge als ein klassisches Hotel, aber für die paar Tage war das verkraftbar. Angesichts der am selben Tag noch verrichteten Frühschicht und der trotz allem nicht gänzlich unanstrengenden Reise ging es recht zeitnah ins Heiabettchen.


Tag 2: Kulhydrater og sommerfugle*

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der kulinarischen Vorbereitung und touristischen Erkundung. Da ich bereits beim diesjährigen Gutenberg Halbmarathon gute Erfahrungen mit einem letzten Carboload-Day gemacht hatte, blieb ich auch dieses Mal bei dieser Strategie. Never change a winning team! Nach erfolgreicher Plünderung des All-You-Can-Eat-Frühstücksbüffets (4 Schalen Müsli, 4 Brötchen, 2 Eier) ging es dann zunächst zur Abholung der Rennunterlagen. Das Ziel: die Sparta Hallen in der Nähe des dänischen Nationalstadions Telia Parken.

Nach erfolgreicher Registrierung und Abholung der üblichen Goodies folgte dann noch ein kurzer Abstecher auf die parallel stattfindende Sportmesse CPH Half Expo. Die war zwar eher ein Messchen, aber trotzdem ganz gut frequentiert und bestückt. Der Besuch war für mich dabei vor allen Dingen aus einem ganz bestimmten Grund ein Muss: ich wollte unbedingt zum Stand von SAYSKY.

Hierbei handelt es sich um ein junges dänisches Sports-Label, das 2014 von dem ehemaligen Windsurfing-Profi und fünfmaligen Ironman-Hawaii-Teilnehmer Lars C. Pedersen gegründet wurde und sich durch einen mehr oder weniger "urban-lässigen Stil" auszeichnet, der mir schon seit einiger Zeit zusagt. Und da ich mich nach längerem Überlegen ohnehin entschlossen hatte, mir endlich meinen ersten Triathlonanzug zu holen, war der brandneue SAYSKY Aero Suit 3.0 quasi der Tropfen, der das Shopping-Fass zum Überlaufen brachte. Dass ich nun auch noch die Gelegenheit haben sollte, die Jungs und Mädels dahinter direkt kennenzulernen, war somit natürlich das i-Tüpfelchen auf dem Sahnehäubchen...

Am Stand selbst gab's dann aber zunächst erstmal einen kleinen Dämpfer: kein Trisuit weit und breit. Was macht man in so einem Fall? Richtig - man fragt einen der Verkäufer. Und wie es der Zufall so will, war das Label-Gründer Lars C. Pedersen persönlich. Ein kurzes Telefonat und eine Visitenkarte später war alles geritzt, sodass ich mir mein neues Prachtstück am übernächsten Tag direkt im Büro von SAYSKY abholen konnte. Das war dann zwar nochmal etwas holprig, aber nun bin auch ich Teil der wachsenden SAYSKY-Familie :-) Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Smørrebrød, Botanischer Garten, Cannelloni, Heimweg :-)


Tag 3: Hurtigt som den danske vind*

Race Day! Da war er nun also. Der große Tag, auf den ich mich seit Wochen und Monaten vorbereitet hatte. Wochen voller Hitzeschlachten im Freien und auf dem Laufband. Wochen voller Fortschritte und Erfolgserlebnisse. Zuletzt aber auch Wochen voller Stress und hoher Arbeitsbelastung, die mich das ein oder andere Mal bis knapp an meine gesundheitlichen Grenzen brachten. Für ambitionierte Freizeitsportler ist es ohnehin schon schwierig genug, Hobby und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Frühschichten und Überstunden machen es einem da nicht wirklich leichter... Insbesondere die letzte Woche vor dem Halbmarathon verlief daher leider alles andere als optimal. Zu Buche standen am Ende lediglich ein kläglicher und lahmer 14-Kilometer-Lauf am Montag (den ich wegen Hitze und Schlappheit zudem etliche Male unterbrechen musste), sowie eine Schwimmtrainingseinheit am Mittwoch. Summa summarum war mein letzter längerer Lauf somit nicht nur bereits sechs Tage her, sondern dank der bescheidenen Performance auch noch alles andere als ein Motivationsschub. Hundertprozentig fit fühlte ich mich zudem auch nicht wirklich. Insgesamt also nicht unbedingt die vielversprechendsten Vorausetzungen für einen guten Lauf. Und dass es ein guter Lauf werden sollte, stand schon zum Zeitpunkt der Buchung fest. Kopenhagen sollte nicht nur ein weiterer Trainingsbaustein im Saisonplan sein, sondern einen weiteren Höhepunkt in meiner läuferischen Entwicklung darstellen. Ziel war somit eigentlich eine neue persönliche Bestzeit. Eigentlich. Aber dafür hätte an diesem Tag wirklich alles stimmen müssen...


Immerhin konnte ich mich zumindest über das Wetter absolut nicht beschweren. Ganz im Gegenteil: mit etwas bewölkten, leicht windigen und trockenen 16 Grad präsentierte sich Kopenhagen von seiner allerbesten Läuferseite. Nun lag es also nur noch an mir...

Dann der Startschuss. Da ich mit meiner angebenen Zielzeit von unter 1:45 Stunden recht weit vorne stand, hielt sich das Gedränge trotz knapp 20.000 Läufern relativ in Grenzen. Und die ersten Meter liefen sich auch recht locker. Sehr locker sogar. So locker, dass ich mich nach wiederholtem Blick auf meine TomTom immer wieder runterbremsen musste. Meine bisher schnellste HM-Wettkampfzeit beim Gutenberg Marathon lag bei 4:57 Minuten pro Kilometer, und angesichts meines gefühlten Formtiefs konnte meine Zeit doch eigentlich nur schlechter sein. War das Display kaputt? Was da stand, konnte einfach nicht stimmen: 4:50 min/km nach Kilometer 2? Also runterbremsen: denn das hältst Du doch nie und nimmer 21 Kilometer durch. Aber bei Kilometer 5 wieder das gleiche Bild: 4:50 min/km.

Zwischenzeitlich ging mein Blick auch immer wieder nach hinten und vorne, um Ausschau nach roten oder gelben Ballons zu halten. Diese - und andere in grün, türkis und lila - markierten nämlich die jeweiligen Pacemaker, an denen man sich orintieren konnte. Aber weder der letzte rote (Zielzeit 1:45), noch der erste gelbe (Zielzeit 1:50) ließen sich blicken. Tendenziell also ein gutes Zeichen. Oder?

Und weiter ging es in schnellen Schritten. Bei Kilometer 13 zeigte meine Uhr einen Schnitt von 4:45 min/km. Also wieder runterbremsen. Bei Kilometer 17 und einem Schnitt von 4:43 min/km dämmerte mir dann allmählich, dass ich wohl in der Tat meinen bisher schnellsten Lanngstreckenlauf absolvieren würde. Dann das Ziel, und am Ende - gelb auf schwarzem Display - die unumstössliche Bestätigung: 1:44:31. Neue Bestzeit. Ein Schnitt von 4:43 Minuten pro Kilometer. Unfassbar.




Tag 4: Freden efter stormen*

Der Tag danach. Nachdem ich mich am All-You-Can-Eat-Frühstücksbüffet für die Strapazen des Vortages reichlich belohnt hatte, ging es zunächst zum Firmensitz von SAYSKY, wo ich mir endlich meinen heiß ersehnten Triathlonanzug abholen durfte. Den touristischen Abschluss dieses denkwürdigen Kurztrips bildeten eine sehr zu empfehlende Hafenrundfahrt, die Erklimmung der Erlöserkirche und ein opulentes Abschlussmahl.

Und währenddessen kreiste in meinem Kopf immer wieder dieser eine Gedanke: Was wäre gewesen wenn...? Was, wenn ich mich zu 100% fit gefühlt hätte? Was, wenn meine letzten Trainingswochen optimal(er) verlaufen wären? Was, wenn ich mich während des Rennens nicht immer wieder ausgebremst hätte? Und vor allen Dingen: Was ist da vielleicht noch möglich, wenn ich demnächst mit richtigem Training beginne? Eines mit Trainingsbereichen. Eines mit Intervallläufen. Kopenhagen hat somit am Ende mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Und ich bin schon ganz heiß, auf diese Fragen die richtigen Antworten zu geben... :-)

PS: Für alle, die nicht des Dänischen mächtig sind, hier die Übersetzungen der obigen Überschriften:

*Dänisch < > Deutsch
En god tid og en bedste tid i København = Eine gute Zeit und eine Bestzeit in Kopenhagen
Velkommen til København = Willkommen in Kopenhagen
Kulhydrater og sommerfugle = Kohlenhydrate und Schmetterlinge
Freden efter stormen = Die Ruhe nach dem Sturmlauf

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