Samstag, 4. Mai 2019

Eschborn-Frankfurt 2019. Oder: Wie ich lernte, den Großen Feldberg zu lieben

Nachdem ich in der dritten Triathlondisziplin bereits mehrere Wettkämpfe (mehr oder minder) erfolgreich bestreiten durfte und konnte, war es allmählich höchste Zeit, das ganze auch mal auf zwei Rädern zu absolvieren. Zwar hatte ich im vergangenen Jahr schon das Vergnügen, am ein oder anderen RTF (Rad-Touren-Fahrt) oder CTF (Country-Touren-Fahrt) teilzunehmen - z.B. dem RV Opel-RTF des Radfahrer-Vereins Opel 1888 Rüsselsheim e.V. am 2. Juni 2018 (85km/500Hm) - aber das waren eher "entspanntere" Ausfahrten ohne Zeitmessung, als echte Wettkämpfe. Daher fieberte ich seit einigen Wochen und Monaten dem 1. Mai dieses Jahres mit einer Mischung aus Vorfreude und Respekt ungeduldig entgegen...


Da ich mir eine Teilnahme aus freien Stücken (mal wieder) nicht zugetraut hätte, bedurfte es auch hier mal wieder eines motivierenden Trittes in den Allerwertesten durch meinen Zweiradgroßmeister Gerd H. aus G. Wenn ich den nicht hätte... ;-)  Und am Mittwoch war es dann endlich soweit: meine erste Teilnahme am Radklassiker Eschborn-Frankfurt.

Eschborn–Frankfurt ist ein Straßenradrennen, das neben den "Cyclassics" in Hamburg und "Rund um Köln" zu den wichtigsten deutschen Eintagesrennen gehört. Es wird seit 1962 jährlich ausgetragen und findet seit 1968 traditionell am 1. Mai statt. Neben dem Rennen für die Radprofis und Veranstaltungen in diversen Nachwuchsklassen gibt es unter anderen auch sogenannte Jedermannrennen, die im Grunde jedem Radsportbegeisterten offenstehen. Dabei hat man grundsätzlich die Auswahl zwischen drei unterschiedlich langen Strecken: der "ŠKODA Velotour Skyline", der "ŠKODA Velotour Express" und der "ŠKODA Velotour Classic"

Die längste dieser Strecken ist die ŠKODA Velotour Classic. Auf insgesamt 100 Kilometern und ca. 1700 Höhenmetern folgt man dabei genau der Route, die auch die Profis unter die Räder nehmen. Die Highlights dieser Tour sind der Große Feldberg (ca. 580 Höhenmeter auf 12 Kilometern bei durchschnittlich 5-6 % Steigung), der Ruppertshainer Stich (ca. 112 Höhenmeter auf 1,2 Kilometern bei zwischenzeitlich bis zu 16 % Steigung) und der legendäre Mammolshainer Stich (ca. 200 Meter bei bis zu 23 % Steigung).

Angesichts dieser durchaus furchteinflößenden Zahlen hatte ich im Grunde nur ein Ziel: Dem berühmt-berüchtigten Besenwagen zu entkommen. Um einen reibungslosen Ablauf des nachfolgenden Profi-Rennens zu gewährleisten ist für die Absolvierung der Classic-Strecke nämlich eine Mindestdurchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h vorgegeben - inklusive der Anstiege. Und da ich mir nur noch allzu gut an meine erste - und bisher einzige - mühsame pedale Erklimmung des Großen Feldbergs im letzten Jahr erinnern konnte, war ich mir mit der Erreichung dieses Vorhabens nicht unbedingt so sicher...


Aber am Ende kommt es bekanntermaßen oft zum einen anders, und zum anderen als man denkt. Die ersten Kilometer nach und durch Frankfurt verliefen bis Oberursel trotz eines späteren Starts und dank einer natürlich komplett abgesperrten Strecke mit einem Schnitt von knapp 34 km/h recht hurtig. Und auch die erste große Herausforderung, i.e. den Großen Feldberg, konnte ich ohne größere Anstrengungen und Probleme in einem für mich durchaus respektablem Schnitt von 15,2 km/h meistern. Die In- und Outdoor-Vorbereitung hatte sich trotz ein zwei kleinerer gesundheitlicher Rückschläge also bezahlt gemacht. Als nächste Hürde stand der Ruppertshainer Stich auf dem Programm. Hier musste ich zwar das ein oder andere Mal aus dem Sattel und wirklich kräftig in die Pedalen treten, aber auch diesen Zwischengegner konnte ich am Ende in einem Schnitt von 10,4 km/h überwältigen.

Fehlte nur noch der Endgegner: der Mammolshainer Stich. Dieser ist zwar "nur" eine knapp 200 Meter lange Straßenrampe, aber die 23 Prozent Steigung sind schon eine echte Hausnummern. Die Profis fahren das Ding zwar komplett im Sattel hoch, aber ein blutiger Anfänger wie ich ist schon froh, wenn er da überhaupt irgendwie hochkommt. Wie ich das am Ende nach bereits knapp 87 Kilometern in den Beinen dann geschafft habe, ist mir zwar immer noch ein Rätsel, aber auch diese letzte Herausforderung konnte ich schließlich glücklich keuchend für mich verbuchen. Um zu verdeutlichen, wie anstrengend diese paar Meter sein können, hier ein kleines Video (ab ca. 01:05).

 

Die letzten Kilometer waren dann zwar aufgrund eines schmerzenden Nackens, eines krampfgefährdeten rechten Oberschenkels und eines tauben Allerwertesten zwar etwas zäh, aber dennoch eine persönliche Triumphfahrt, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Und nach exakt 3 Stunden, 38 Minuten und 34 Sekunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,54 km/h war es dann soweit: ich überquerte in Eschborn die Ziellinie. Platz 2.106 von 2.544 Finishern der Classic-Strecke waren letztlich zwar absolut gesehen keine Glanzleistung, aber für mich persönlich war es eine wirklich tolle Leistung, auf die ich durchaus stolz bin. Und im kommenden Jahr will und ich werde ich mich auf jeden Fall deutlich steigern. Die (Vor-)Anmeldung für Eschborn-Frankfurt 2020 ist auf jeden Fall schon raus :-)

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