Donnerstag, 6. Juni 2019

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Der 37. RV Opel-RTF 2019

Nachdem ich ja bereits am 1. Juni das fantastische Vergnügen hatte, am Radklassiker Eschborn-Frankfurt teilzunehmen, stand am vergangenen Sonntag mit dem 37. RV Opel-RTF die nächste offizielle Zweiradveranstaltung des Jahres auf dem Plan. Dem geneigten Pedalisten standen dabei wie im Vorjahr vier verschiedene Strecken zur Auswahl, die bis in den Odenwald und zurück durch das Ried führen:

Tour 1: 152 km und ca. 1.700 Höhenmeter
Tour 2: 112 km und ca. 1.000 Höhenmeter
Tour 3: 85 km und ca. 500 Höhenmeter
Tour 4: 47 km und ca. 200 Höhenmeter


Weil ich mich nach meinem knapp vierwöchigen Trainingsrückstand noch nicht gänzlich fit für die lange Distanz fühlte, entschied ich mich - nachdem ich im mich im vergangenen Jahr nur an die 85 Kilometer herangetraut hatte - dieses Mal für Tor Nummer 2. Für meinen Radgroßmeister Gerd H. aus G. kam hingegen - selbstverständlicherweise - nur die lange Distanz infrage, weshalb früh feststand, dass sich unsere Wege an diesem Tage zeitig trennen würden. Völlig mutterseelenalleine würde ich an diesem Tage aber dennoch nicht bleiben, da unter anderem auch ein früherer Kraftsportbekannter - und mittlerweile Triathlet - ebenfalls "nur" die 112 Kilometer angehen wollte. So zumindest der Plan.

Nach einem kurzen Abholschlenker über Ginsheim trafen wir um kurz vor 07:00 in Rüsselsheim-Königsstätten ein und stürzten uns nach der Anmeldung dann auch direkt ins Getümmel. Da sich noch zwei weitere Fahrer unserem Trio anschlossen waren wir somit zunächst als flotter Fünfer unterwegs und legten die ersten 35 Kilometer bis zum ersten Kontroll- und Verpflegungspunkt in Roßdorf einen relativ entspannten 30er-Schnitt hin. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich inklusive Anfahrt somit knapp 55 Kilometer auf dem Tacho.

Die Trennung der beiden längeren Strecken kam nach knapp fünf weitere Kilometern dann überraschend früh. Während die Ginsheimer Wutz on Wheels sich also ab sofort dem einsamen Duell mit den 155 Kilometern stellte, bog der verbliebende Vierer auf die 112-Kilometer-Schleife ab. Und ab da nahm mein Schicksal seinen Lauf. Ob es an einem plötzlich höheren Tempo lag, an meiner noch nicht vollständig wiedererlangten Fitness, oder an den klimatischen Bedingungen - hatte ich erwähnt, dass der 2. Juni mit bis zu 30 Grad der bis dato heißeste Tag des Jahres war...? - ich baute sukzessive ab und verlor nach und nach den Anschluss an die anderen drei. Zwischenzeitlich konnte ich zwar immer wieder kurz aufschließen, aber nach einigen Kilometern stand fest: diese Schlacht musste ich an diesem Tag alleine schlagen.

Und so kam es dann auch. Immerhin war ich dank früherer Erfahrungen mit ausreichend Flüssigkeit und Kohlenhydraten versorgt, der Rest des Rennens sollte aber dennoch ein verflucht zäher Kampf werden, der mir fast alles abverlangte und mich mehrfach an den Rand des Abbruchs führte. Insbesondere ab der zweiten Kontroll- und Verpflegungsstation in Wurzelbach bei ca. Kilometer 70 kokettierte ich stark mit dem Gedanken, den nächsten Bahnhof anzusteuern und dem Elend ein Ende zu setzen. Wenn mich jedoch eines auszeichnet, dann ist das mein Wille. Und ich wollte das Ding unbedingt durchziehen und beenden. Also quälte ich mich über den letzten Anstieg und erreichte bei Kilometer 97 schließlich den vorletzten Kontroll- und Verpflegungspunkt in Büttelborn. Die restlichen 15 Kilometer zurück nach Rüsselsheim-Königsstätten waren dann ein Kinderspiel. Und auch die Rückfahrt nach Mainz ließ ich mir nicht mehr nehmen.

Die Bilanz des Tages: Mit insgesamt 151,42 Kilometern hatte ich meine bisher längste Tour absolviert. Und auch zeitlich stellte der 37. RV Opel-RTF mit 5:21:37 Stunden einen Rekord dar. Die Belohnung: ein etwas zerfledderter Stempelzettel, völlige Erschöpfung, und das unbezahlbare Gefühl, das Ding durchgezogen und nicht aufgegeben zu haben. Und natürlich steht nächstes Jahr die lange Etappe an! :-)

Und an dieser Stelle natürlich tausend Dank an die großartigen Organisatoren und Helfer des RV Opel 1888 Rüsselsheim e.V., die diese Veranstaltung erst möglich gemacht haben. Was wäre dieser wundervolle Sport ohne Menschen wie Euch?

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