Donnerstag, 26. Dezember 2019

Der 14. Mainzer Lauf-Kongress [Teil 2/2]: ... und Praxis!


Wie im vorherigen Post erläutert, hatte ich am 9. November die Freude und das Vergnügen, am 14. Mainzer Lauf-Kongress teilzunehmen. Nach all der grauen Theorie hier nun ein paar Einblicke in den praktischen Teil der Veranstaltung. Dieser hatte zum Ziel mittels eines kombinierten Testverfahrens die individuelle Wettkampf- und Trainingsgeschwindigkeit zu ermitteln, und einem somit einen Trainingsplan an die Hand zu geben, anhand dessen man sich gezielt und strukturiert orientieren kann.


Bereits im vergangenen Jahr hatte ich erstmals einen Leistungstest - präziser gesagt: einen Laktatstufentest - am Institut für Sportwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz absolviert. Die damaligen Ergebnisse waren... positiv ernüchternd. Neben persönlich eher enttäuschenden Leistungsparametern wurde ich unter anderem mit der später medizinisch bestätigten Erkenntnis konfrontiert, dass mich einer bis dato unbehandelte asthmatische Einschränkung sportlich limitierte. Dank entsprechender punktueller Medikation konnte ich letzteres mittlerweile zum Glück trainingsbezogen abhaken.

Da dieser Leistungstest mittlerweile wieder ein Jahr her war, stand eine erneute Leistungsbestimmung ohnehin wieder auf der Agenda. Allerdings war mir zum Zeitpunkt meiner Anmeldung beim Lauf-Kongress nicht klar, dass dies derart bald der Fall sein sollte... Anstelle einer anonymen praxisnahen Erörterung des Themas aus sport- und trainingswissenschaftlicher Sicht waren die Teilnehmer nämlich selbst die Versuchsobjekte...

Wie bereits beschrieben, fand der Leistungstest dieses Mal nicht in Form eines klassischen Laktatstufentests statt, sondern war eine Kombination aus einem Sprint und einem sogenannten "Shuttle Run Beep". Zur Begriffsklärung: Der Laktatstufentest wird in der Regel auf einem Laufband (oder Fahrradergometer) durchgeführt. Hierbei durchläuft der Proband im wahrsten Sinne des Wortes verschiedene steigende Geschwindigkeitsstufen, zwischen denen eine Blutabnahme am Ohr erfolgt, um die Laktatkonzentration zu messen. Parallel wird permanent der Puls - in fortgeschritteneren Varianten auch die Atemgaszusammensetzung - erfasst. Aus all den ermittelten Werten können dann individuelle Belastungsparameter ermittelt werden, anhand derer ein Trainingsplan erstellt werden kann. Wie man sieht (bzw. liest), ist diese Art des Leistungstests etwas aufwändiger - und somit auch etwas teurer.


Eine weitere - und mir bis dato unbekannte - Variante eines Leistungstests ist der (mit einem Sprint kombinierte) Shuttle Run Beep. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen progressiven Test, bei dem die Probanden jedoch eine Distanz von 20 Metern zunehmend schneller absolvieren müssen. Sie pendeln dabei quasi hin und her ("Shuttle" = Pendelverkehr). Die Läufer erhalten immer wieder ein akustisches Signal ("Beep"), das ihnen die Laufgeschwindigkeit vorgibt und das in immer kürzeren Abständen erfolgt. Somit muss man natürlich auch immer schneller laufen und hat immer weniger Zeit zur Erholung - bis man nicht mehr kann. Die zuletzt erreichte Stufe wird in sogenannten Leveln und Runden dokumentiert. Wie beim klassischen Laktatstufentest lässt sich damit auch hier - jedoch mathematisch - die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) ermitteln - allerdings eben ohne Pulsmessung oder Blutabnahme.

Im oberen Video kann man sehen, wie ein derartiger Shuttle Run Beep abläuft. Bei mir standen am Ende Level 9 und Runde 1 (= 9.1.) zu Buche, womit ich mich letztlich nur einem Mitläufer aus unserer 10er-Gruppe geschlagen geben musste. Dieser war allerdings auch einer der sich in Trainerausbildung befindlichen internationalen Sportstudenten, sodass ich diese "Niederlage" ganz gut verschmerzen konnte :-) Zudem war ich zu dem Zeitpunkt des Tests aufgrund von Übertraining und urlaubsbedingter Auszeit leider nicht mehr im Vollbesitz meiner sportlichen Fähigkeiten.

Mit dem erreichten Wert hätte ich mich übrigens für die australische Armee oder die Royal Air Force bewerben können. Nur eine Karriere als Schiedsrichter in der Western Australian Rugby Union wäre mir leider verwehrt geblieben. Aber man muss ja noch Träume haben... ;-P Der Rekord im Shuttle Run Beep wird derzeit mit 17.1 von dem australischen Rugbyspieler Jose Romero gehalten. Knapp dahinter: der ehemalige NBA-Profi Steve Nash.

Ergänzt wird der Shuttle Run Beep durch einen Sprint, bei dem die Probanden nach 15 und nach 20 Metern durch eine Lichtschranke laufen und mit dem die maximale Geschwindigkeit festgestellt wird. Mein Wert hier: leider nur 0,71 Sekunden. Beim nächsten Mal weiß ich Bescheid, dass ich erst später abbremsen sollte... :-)

Die Ergebnisse des Leistungstest sind (erstaunlicher- und zum Teil bedauerlicherweise) nahezu identisch mit anderen bisherigen Werten. Zum einen spuckt mir meine Garmin (fēnix 5S Plus Multisport-Smartwatch) mit einer VO2max von 48 derzeit den exakt gleichen Wert aus - was sehr für die Validität dieses Wertes spricht). Zum anderen ist der Wert leider auch so gut wie deckungsgleich mit den Ergebnissen meines letztjährigen Laktatstufentests. Man könnte also meinen, dass ich mich seit vergangenem Jahr sportlich nicht weiterentwickelt habe. Der wahre Grund für die derzeitige Übereinstimmung der Werte ist aber "glücklicherweise" ein heftiger Leistungseinbruch seit Oktober, an dem ich immer noch am Knabbern bin. Heißt: meine Werte waren bis dahin deutlich über denen des Vorjahres, rauschten danach aber ziemlich in den Keller. Insofern schwankt meine aktuelle Stimmung ein wenig zwischen Frustration und Motivation. Aber ich war zum Glück schon immer ein "Comeback Kid". Insofern habe ich in den nächsten Wochen jetzt einen etwas steinigeren Weg vor mir, bin jedoch  hochzuversichtlich, dass ich meine alte Form bald wieder erreiche - und übertreffe.  

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