Mittwoch, 4. November 2015

Sportweisheiten II: (Miss)Erfolg ist relativ!

Sport ist Wettkampf. Der oder die Gegner: andere Sportler, aber auch man selbst. Genau so wie man z.B. bei einem Volkslauf versucht, noch einen oder zwei Plätze gut zu machen, kann es auch Spaß machen, sich selbst zu schlagen bzw. zu unterbieten. Erfolg und Misserfolg liegen hierbei jedoch sehr eng beieinander: an einem Tag fällt die persönliche Bestzeit, an einem anderen will so gut wie nichts gelingen. Trotz Ehrgeiz und Zielen sollte daher man nie vergessen, Erfolg und Misserfolg relativ zu sehen. Insbesondere wenn man das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten, sind Vergleiche sehr hilfreich - intern wie extern.

Da wäre zunächst die eigene, persönliche - i.e. interne - Entwicklung: gerade wenn es mal hakt, oder man das Gefühl hat, nicht voranzukommen, sollte man sich immer mal vor Augen halten, welchen Weg man bereits zurückgelegt hat. Hier führe ich immer gerne meine eigenen bescheidenen Laufanfänge an. Als ich vor knapp 10 Jahren zum ersten Mal die Laufschuhe schnürte, waren mehr als zwei Kilometer am Stück nicht drin. Seitdem ging es - mit Auf, Abs und Pausen - mehr oder minder stetig vorn. Der vorläufige Höhepunkt war der diesjährige Gutenberg Marathon in unter zwei Stunden. Das mag dem ein oder anderen Läufer nur ein müdes Lächeln abringen, aber für mich war das schon ein großer persönlicher Erfolg und im Vergleich zu meinen zarten Anfängen ein kleiner Quantensprung.

Neben diesem 'internen' Vergleich' sollte man auch nicht vergessen, sich - intelligent und in Maßen - mit anderen Freizeitathleten - i.e. extern - zu vergleichen. Dabei ist es aber wichtig, stets zu differenzieren. Wenn ich z.B. auf meiner Strecke von einem anderen Läufer überholt werde, mag das möglicherweise frustrierend sein. Allerdings sollte man sich dann auch bewusst machen, dass dieser Moment nur bedingt Aussagen über die eigene Leistung erlaubt. Ja - der Läufer war schneller. Was ich allerdings nicht weiß: Wie lange wer er heute bereits unterwegs? Wie lange trainiert er insgesamt? Absolviert er u.U. gerade ein Intervalltraining? Wie oft trainiert er insgesamt? etc. Das sind nur einige Punkt, die man in einer derartigen Situation bedenken sollte. Ein echter, fairer Vergleich ist im Grunde nur unter identischen Voraussetzungen möglich, also z.B. nur bei gleicher Strecke, gleichem Gewicht, gleichem Trainingspensum, gleichem professionellem und/oder familiären Stresspegel usw. - you get the idea. Jemanden zu überholen macht aber zugegebenermaßen trotzdem Spaß ;-P

Noch ein konkretes Beispiel aus meinem aktuellen Schwimmtraining: da jeder jederzeit an dem Kurs teilnehmen kann, kommen auch immer mal wieder neue Gesichter hinzu. Seit vorletztem Mal ist auch ein nahezu perfekt austrainierter Sportaholic dabei, der an 5-6 Tagen in der Woche zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, bereits einen Marathon absolviert hat, und sich nun auch dem Schwimmen widmen möchte. Der Triathlon lässt grüßen ;-) Nun würde man vermuten, dass er sich aufgrund seiner Statur und Ausdauer eigentlich wie ein Schaufelraddampfer durch das Wasser pflügen müsste. Aber ganz im Gegenteil: nach 2-4 Bahnen Einschwimmen war der arme Kerl völlig außer Atem. Des einen Leid, des anderen "Freud": wie in einem Spiegel bzw. in einer Zeitmaschine sah ich mich quasi selbst, wie ich noch vor 3-4 Wochen am Strampeln und am Verzweifeln war. Ich gleiche zwar nach wie vor eher einer Wasserleiche als einer Wasserratte, aber die Situation zeigte mir auch klar auf, dass ich trotz aller Zweifel und Semi-Frustration auch bereits ein wenig besser geworden bin. Alles in allem ein - wie ich meine - schönes und typisches Beispiel dafür, welche postitiven und motivierenden Effekte ein Vergleich - sei es mit der eigenen Entwicklung oder der Entwicklung anderer - haben kann. Erfolg und Misserfolg sind eben relativ :-)

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