Mittwoch, 25. Mai 2016

Der 17. Gutenberg (Halb-)Marathon am 22.05.2016

Nach Monaten der Vorbereitung, des Laufens und Leidens, des Hoffens und Bangens, war es nun also soweit: der Tag des 17. Gutenberg (Halb-)Marathons war gekommen. Wie in den vergangenen Wochen schon mehrfach angesprochen, verlief das letzte knappe halbe Jahr nicht ganz so reibungslos, sodass ich unter besseren Voraussetzungen wahrscheinlich noch fitter gewesen wäre. Aber sei es, wie es ist - man muss immer das Beste aus dem machen, was man hat bzw. was einem gegeben wird...

Nichtsdestotrotz war die Vorfreude gewaltig. Derartige Großveranstaltungen sind immer etwas ganz Besonderes, und erfüllen mich jedes Mal mit einer ausgesprochenen Freude und Begeisterung. Ähnlich wie bei einschlägigen Konzerten fühlt man sich wohlig von Gleichgesinnten umgeben, und nimmt sich als Teil eines größeren Ganzen, einer identitätsstiftenden Gemeinschaft wahr. Aber nicht nur die Stimmung und Begeisterung der Teilnehmer, auch die zahlreichen Zuschauer und Helfer machen so ein Event zu etwas Außergewöhnlichem und zu einem absoluten Highlight im persönlichen Laufkalender.

Los ging es morgens um kurz nach 05:00 Uhr. Nach einem wertigen Frühstück (fettarmer Joghurt, Müsli, Obst) legte ich mich nochmal aufs Ohr, bis mich der Wecker um kurz nach 08:00 Uhr final aus dem Schlaf riss. Bereits der Tag zuvor stand mit reichlich Kohlenhydraten (Tortellini) und Vitaminen (Obst & Salat) ganz im Zeichen der Ernährung und energetischen Präparation. Und auch die Flüssigkeitszufuhr kam mit reichlich Wasser und Apfelsaftschorle nicht zu kurz.

In aller Ruhe packte ich danach alle benötigten Dinge zusammen, schlüpfte in die am Abend zuvor bereitgelegten Laufklamotten und verließ gegen 08:30 das Haus, um mich unter anderem mit meinen Mitstreitern vom vergangenen Sonntag, Jule und Siggi, zu treffen. Gemeinsam ging es dann durch die Menschenmassen in Richtung Rheinstraße. Hier klinkte ich mich aus, um meinen - mit den Anmeldeunterlagen ausgehändigten - Laufbeutel samt Wechselklamotten abzugeben, und begab mich zu einem weiteren Rendezvous. Dieses Mal mit Christoph, einem ehemaligen Football-Kollegen, der ebenfalls die Halbdistanz in Angriff nahm. Da man sich mehrere Jahre nicht gesehen hatte, ging die Restwartezeit bis zum Start zügig vorbei, und erstickte jede Nervosität im Keime.

Peng. Um Punkt 09:30 fiel dann der Startschuss. Da ich aufgrund meiner angegebenen bisherigen Bestzeit von knapp unter zwei Stunden etwas weiter hinten stand, vergingen erst einmal ein paar Minuten, bis ich allmählich Fahrt aufnehmen und schließlich in schnellerem Trab die Startlinie überschreiten konnte. Das Rennen konnte beginnen...

Die Strecke war mir ja bereits aus dem letzten Jahr vertraut. Die ersten Kilometer Richtung Zollhafen verliefen unspektakulär und waren von den üblichen Überhol- und Ausweichmanövern gekennzeichnet, da ich zahlreiche langsamere und früher gestartete Läufer passieren musste. Dennoch konnte ich zunächst ein persönlich recht hohes Tempo von ca. 5:15 min/km gehen. Überpacen wollte ich zwar nicht, aber zu diesem Zeitpunkt des Rennens fühlte ich mich wirklich gut.

Das änderte sich dann allmählich ab Kilometer 7, i.e. im Niemandsland zwischen Mainz-Mombach und der Mainzer Neustadt. Denn nun bewahrheiteten sich die klimatischen Prognosen: die Temperaturen stiegen und stiegen, die Sonne brannte sich durch die Wolkendecke, es wurde zunehmend schwül. Das Resultat: meine Durchschnittszeiten taten es dem reichlich fließenden Schweiße gleich und gingen allmählich aber stetig den Bach runter... Nach 5:15 auf Kilometer 6 und 5:25 bei Kilometer 8, sank meine Zeit schließlich auf 5:43 für Kilometer 9. Und damit war ich nicht alleine. Rings um mich herum sah man allen Läufern und Läuferinnen die Strapazen ins Gesicht geschrieben. Nach Kilometer 9 musste ich dann zum ersten Mal kurz abreißen lassen und an einer der sehr gut verteilten Verpflegungsstationen eine kurze Pause einlegen. Und es sollte leider nicht das letzte Mal gewesen sein..

Auf den folgenden Kilometern musste ich dann knapp alle zwei Kilometer eine kurze Pause einlegen, die Zeiten schwankten zwischen 5:25 und 5:55. Aber aufgeben war definitiv keine Option. Und dann kamen die berühmt-berüchtigten Kilometer 15-20 in Richtung Weisenau und zurück. Landschaftlich bzw. architektonisch ist die Strecke ohnehin schon nicht allzu prickelnd. Aber nach ca. 15 kräftezehrenden Kilometern ist der Abschnitt eine Hölle der Eintönigkeit. Und dann war da ja auch noch das Wetter... Irgendwie schaffte ich es aber in mittlerweile bewährter Stop-and-Go-Manier und einer grauenvollen Abschnittszeit von weit über 6:00 Minuten auch dieses Martyrium zu überstehen. Meine im Vorfeld so hübsch zurechtgelegten Ziele hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits irgendwo auf der Strecke beerdigt. Auf dem letzten Kilometer konnte ich dann aber nochmal die allerletzten Kräfte mobilisieren und einen Schnitt von 4:53 hinlegen. Und letzteres war dann direkt nach dem Zieleinlauf auch für mich angesagt.... Platt. Tot. Am Ende.

Nachdem ich dank reichlich Schatten und alkoholfreiem Bier wieder halbwegs von den Toten auferstanden war, trottete ich nach ritueller Verbrennung der Laufklamotten anschließend zur Medaillengravur. Die hatte ich nämlich in zuversichtlicher Vorfreude bei der Anmeldung zum Halbmarathon gleich miterstanden. Aber da hatte ich die Rechnung wohl ohne den Wetterwirt gemacht. Oder? Oder auch nicht! Als ich die Finisher-Medaille schließlich in Händen hielt, konnte ich es nicht glauben: trotz aller Widrigkeiten hatte ich es am Ende doch irgendwie noch geschafft, unter zwei Stunden zu bleiben. Die offizielle Zeit: 1:59:22 Stunden. War natürlich genau so geplant gewesen... :-)

Alles in allem kann ich mit meiner Leistung angesichts der Umstände eigentlich recht zufrieden sein. Meine Zeit aus dem Vorjahr (1:59:16) habe ich zwar hachdünn verfehlt, von den als ultimatives Überziel definierten 1:50:00 mal ganz abgesehen, aber ich bin 1. heil und erfolgreich im Ziel angekommen, und konnte 2. unter zwei Stunden bleiben. Mehr war an dem Tag einfach nicht drin.

In der Zwischenzeit hat sich dieses Bild auch bestätigt bzw. verfestigt. Schon während des Rennens sind mir mehrere mit sich und dem schwül-warmen Wetter kämpfende Mitläufer aufgefallen, manche mussten sogar komplett abbrechen. Und auch ein kleiner Vergleich der Leistungen einiger zufällig ausgewählter Läufer aus dem letzten und diesem Jahr zeigt, dass die Zeiten fast durchweg schlechter waren. Nils Bubel, der Sieger des Halbmarathons (in 1:10:25...) fasste es im Interview kurz, knapp und passend zusammen: "Es war zu warm."

Was bleibt? Auch wenn ich nicht alle meine Ziele erreicht habe, bin ich angesichts der klimatischen Bedingungen und der suboptimalen Trainingsvorbereitung recht zufrieden. Unter anderen Voraussetzungen wäre definitiv mehr drin gewesen. Insgesamt haben mir die vergangenen Wochen und Monate aber gezeigt, dass da noch einiges an Luft nach oben ist. Und darauf kann, muss und werde ich aufbauen. Was das Laufen betrifft heißt das konkret: in Zukunft möchte ich auf jeden Fall ca. alle 1-2 Monate die Halbmarathondistanz laufen - ob "privat" oder im Wettkampf. Und um die Motivation aufrecht zu erhalten bzw. einen neuen Anreiz zu schaffen, gibt es auch schon einen verrückten neuen Plan... :-)

PS: Den kompletten Lauf gibt es übrigens via SWR. Ab 2:13:16 meine ich sogar mich zu erkennen... :-)

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